Landestheater Schwaben, Memmingen
Rudolf Höller, Gerichtspräsident in der Bundesrepublik, eine Existenz aus Kälte, Einsamkeit, Erstarrung, steht kurz vor seiner Pensionierung. In der Maske gelungener Anpassung an die gewandelten Zeitumstände hat er seit seiner Tätigkeit als Militärrichter in SS-Uniform nichts dazugelernt: Alljährlich feiert er, unterstützt von seiner Schwester Vera, Himmlers Geburtstag mit festlicher Tafel, und noch immer sieht er die Angeklagten als Untermenschen, die es durch höchstmögliche Strafe zu erledigen gilt. Gegenspieler Höllers ist seine zweite Schwester Clara, die gelähmt im Rollstuhl sitzt und dem ewig Gestrigen ihre Anklagen nutzlos und ohnmächtig entgegenschreit. Der Autor Thomas Bernhard nennt das 1979 uraufgeführte Stück eine Komödie von deutscher Seele. Er schrieb es unter dem Eindruck der öffentlichen Auseinandersetzung um den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Filbinger und dessen Vergangenheit als „furchtbarer Jurist“ im III. Reich.